Aufopfernde Pflege von Demenzkranken zu Hause

Angehörige, die die an Demenz erkrankten Eltern oder Partner pflegen und betreuen (müssen), verzweifeln oft an der Aussichtslosigkeit ihrer Situation, in die sie mehr oder weniger freiwillig hineingeschlittert sind.

Hinzu kommen ein absolutes Ohnmachtsgefühl und die Angst vor der Zukunft. Wie wird es weitergehen? Was bringt der nächste Tag? Man fühlt sich alleine gelassen. Alternative Angebote wie Tagesheime, Urlaubsvertretungen oder Selbsthilfegruppen werden zu selten angeboten bzw. ihre Inanspruchnahme ist oft zu teuer.

Von der öffentlichen Hand ist wenig an Unterstützung zu erfahren. Dies beginnt bereits bei der Einstufung des Pflegegrades. Für seine Einstufung wird der Alltag eines Pflegefalles in einzelne Teilschritte zerlegt. Welche alltäglichen Tätigkeiten kann der prospektive Pflegefall nicht mehr alleine bewältigen? Danach erfolgt dann die Festlegung der Pflegestufe.

Der Pflegealltag in seiner Gesamtheit mit den Belastungen für den pflegenden Angehörigen – oftmals über 24 Stunden – wird hierbei ausgeklammert.

Immer wieder die gleichen stereotypen Fragen, ein endloses Suchen von verlegten Gegenständen, ständige Beaufsichtigung, immer wieder verschiedene Termine bei Ärzten und anderswo zu organisieren, spezielle Zubereitung und Einkauf von Nahrungsmitteln, ständiger Wechsel durchnässter und mit Kot verunreinigter Kleidung und Windeln sowie Säubern der Sanitärräume, wenn wieder einmal alles danebenging.

Und dem nicht genug: Demenzen führen zu Wahnvorstellungen, die sich in grundlosen Beschuldigungen und aggressivem Verhalten äußern, wodurch es zu schweren emotionalen Belastungen bei den pflegenden Angehörigen kommt. Es verwundert daher nicht, wenn die Pflegepersonen selbst erkranken – psychisch wie auch somatisch (körperlch). Damit sind aber die zusätzlichen finanziellen Belastungen, die auf pflegende Angehörige zukommen können, noch gar nicht angesprochen.

Der Staat aber weiß ganz genau, wie viel er sich erspart, wenn er Pflege und Betreuung der Pflegefälle deren Angehörigen zuschiebt.

In einer Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität aus dem Jahr 2009 wurde berechnet,

  • dass bei einer häuslichen Pflege jährlich Kosten in der Höhe zwischen € 10.000,– und € 11.000,– anfallen und
  • bei einer stationären Pflege, d. h. in einem Pflegeheim, hingegen zwischen € 25.000 und € 43.000,–.

Diese Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2009. Inzwischen – 2023 – stellt die Gemeinde Wien für einen Platz in einem Pflegeheim bereits stattliche € 5.500 in Rechnung. Wohlgemerkt nur für einen Monat. Die Jahreskosten belaufen sich demzufolge auf stolze € 66.000!

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