Angehörigenpflege in Finnland

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Die Förderung der Pflege und Betreuung der Alten ist überall ein immer gewichtigeres Anliegen alter Menschen. Zum einen steigt der Unterstützungsbedarf aufgrund der Überalterung der Gesellschaft und zum anderen entspricht es auch dem Wunsch unserer Alten, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden sowie in einem vertrauten Umfeld verbringen zu können.

Dies gilt auch für Finnland, das überdies in die Tradition nordischer Wohlfahrtsstaaten eingebettet ist. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihren Bürgern einen breiten Zugang zu einem großen Angebot gesundheitlicher bzw. sozialer Dienste und Leistungsangebote eröffnet, deren Leistungen primär steuerfinanziert sind, wenn man von einzelnen Selbstbehalten und Teilzahlungen absieht.

In Finnland heben die Gemeinden die Einkommensteuer ein. Sie haben damit ein mächtiges Finanzierungsinstrument bei der Hand.

Hervorzuheben ist auch der Vorrang häuslicher Pflege und Versorgung älterer Menschen. Nicht in Form von allgemeinen Deklamationen wie bei uns, sondern in einer konkreten Maßzahl festgeschrieben: Danach sollen 13 bis 14 Prozent der über 75-Jährigen regelmäßig Home-Care Leistungen, d. h. Pflege und Betreuung durch Pflegefirmen, erhalten. Weitere fünf bis sechs Prozent sollen durch die alternative Wohn- und Pflegeform „Betreutes Wohnen“ mit einem 24-Stunden-Service versorgt werden. Diese Leitgrößen sind zwar nicht bindend, bilden aber wichtige Orientierungsmarken.

Der Anteil von Personen in einem stationären Aufenthalt lag in der Vergangenheit in einem knappen zweistelligen Bereich (elf Prozent) und ist nunmehr auf ungefähr drei Prozent abgesunken. Dieser massive Rückgang war vor allem dem Ausbau betreuten Wohnens mit der 24-Stunden-Pflege geschuldet. 

Bei der Angehörigenpflege in Finnland liegen deren weiteren Schwerpunkte auf Prävention, d.h. Verhinderung zusätzlicher Pflege und Betreuung, sowie Rehabilitation, d.h. weiterer Pflege und Betreuung nach einem Akutanfall einer chronischen Erkrankung.  

Das Spezifische häuslicher Altenpflege in Finnland kann aber nur anhand der Schilderung konkreter Abläufe in den einzelnen Gemeinden veranschaulicht werden.  

Hierzu soll die südkarelische Stadt „Lappeenranta“ mit ihren 72.000 Einwohnern zur Beschreibung herangezogen werden. Für die häusliche Versorgung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen wurde die Stadt in einzelne Bezirke unterteilt. So sind beispielsweise im Bezirk „Sammonlahti“ 120 pflegebedürftige Menschen zu betreuen und zu versorgen, wovon ein Drittel auf dem Land lebt.

Die pflegerische Versorgung und Betreuung wird durch drei Teams garantiert. Jede dieser drei Einheiten besteht aus bis zu acht „Practical Nurses“, denen die pflegerischen Aufgaben obliegen.

Sie unterstützen bei der Körperhygiene, beim An- und Auskleiden, beim Essen sowie bei der Medikamentenausgabe, sie führen einfache Bluttests durch und versorgen kleinere Wunden. Sie planen bzw. organisieren auch zusätzliche Dienste wie Einkauf über ein Lebensmittellieferservice, Wäsche und Wohnungsreinigung. Bei Bedarf werden noch weitere Dienste eingebunden. Auch für Erholung wird gesorgt: Besuch kultureller Veranstaltungen sowie Saunabesuch. 

Komplettiert wird jedes Team mit einer akademisch qualifizierten Kraft. Bei deren wöchentlichen Hausbesuchen gibt es dann ein Monitoring des Gesundheitszustandes der zu Pflegenden, Probleme und Sorgen können vorgebracht werden und die Kooperation mit der Medizin läuft über diese qualifizierte Pflegekraft.

Auch die Medizin wird in die Altenpflege eingebunden. Wöchentlich haben die Ärzte drei Stunden reserviert, um mit den Pflegenden deren Gesundheitszustand sowie deren Versorgungssituation abzustimmen.

Infolge der Ausrichtung auf ambulante Behandlung, selbst bei Krisensituationen und Akutanfällen von chronischen Erkrankungen, soll es zur Entlastung der Krankenhäuser kommen.

Selbst pallative Pflege kann zu Hause erfolgen. Jede/r will in einer vertrauten Umgebung mit vertrauten Gesichtern versterben und nicht wie bei uns allein und abgeschoben in einem „Sterbekammerl“ eines Krankenhauses hinwegdämmern.   

Auch an die pflegenden Angehörigen wird gedacht:  Zwischen fünf und sechs Prozent der pflegenden Angehörigen beziehen ein Pflegegeld. Zur Erholung der pflegenden Angehörigen stehen ihnen pro Monat drei Tage zur Verfügung: Entweder kommen die Pflegekräfte ins Haus oder die zu Pflegenden werden bei Pflegefamilien untergebracht. Zu den Selbstbehalten in Finnland liegen keine Informationen vor. Sie werden sich vermutlich in ihrer Höhe nach den Richtsätzen in den anderen skandinavischen Ländern richten.    

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