Gründe für die Annahme einer 24-Stunden-Betreuung und eine erste Kostenaufstellung. Wie hoch ist die monatliche Eigenfinanzierung?
Der durchaus nachvollziehbare Wunsch Pflegebedürftiger, möglichst lange zu Hause von ihren Lieben gepflegt zu werden, des Weiteren gravierende Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen wie steigende Erwerbstätigkeit bei den Frauen, Überalterung der österreichischen Bevölkerung sowie das oft fehlende Angebot tagesaktueller Pflege und alternativer Wohnformen wie beispielsweise „betreutem Wohnen“ haben zu einer steigenden Inanspruchnahme der 24-Stunden-Betreuung mit osteuropäischen Pflegekräften geführt.
Wie viele Personen eine solche Betreuung in Anspruch nehmen, dazu liegen keine offiziellen statistischen Daten auf. Man spricht aber davon, dass ungefähr acht Prozent der Pflegegeldbezieher eine 24-Stunden-Betreuung haben, 21 Prozent verbringen ihren Lebensabend in einem Pflege- bzw. Altersheim und zwei Prozent besuchen regelmäßig ein Tageszentrum für Senioren. In der schriftlichen Angehörigen-Befragung 2018/19 wurde für die 24-Stunden-Betreuung ein Anteil von 14 Prozent ausgewiesen.
Der schriftlichen Angehörigenpflege-Studie zufolge werden vor allem fünf Gründe – nach ihrer Häufigkeit gereiht – angeführt, die zur Annahme eines Angebotes für eine 24-Stunden-Betreuung greifen lassen (Mehrfachnennungen):
- 92 Prozent der Befragten tragen ein emotionales Argument vor: „ Die 24-Stunden-Betreuung ermöglicht, dass die zu pflegende Person weiterhin zu Hause bleiben kann“.
- „Sie – die 24 Stunden-Betreuung – übernimmt Dinge, die mir unangenehm sind.„ mit 67 Prozent der Nennungen.
- „Sie bringt mir Entlastung“ mit 48 Prozent der Nennungen.
- „Sie verschafft mir Auszeit“ mit 40 Prozent der Nennungen.
- „Sie übernimmt Dinge, die ich nicht beherrsche“ mit 29 Prozent der Nennungen.
Bei Vorliegen einer hohen Pflegestufe (6 und 7) rücken die beiden Argumente „Übernahme von Dingen (vor allem Intimpflege bei Männern durch Frauen), die unangenehm sind“ und „Übernahme von Dingen, die man nicht beherrscht“ immer stärker in den Vordergrund.
Eine 24-Stundenpflege geht aber ins Geld. In der Angehörigenstudie gaben zwei Drittel der Befragten an, dass die Kosten entweder nur teilweise (58 Prozent) oder kaum (acht Prozent) durch das Pflegegeld und Förderungen abgedeckt werden.
Zur Demonstration der finanziellen Belastung für die Pflegebedürftigen wie auch für deren Angehörigen soll das Angebot einer österreichischen Pflegeagentur, die mit rumänischen Pflegekräften arbeitet, in zwei Varianten präsentiert werden. Weitere Angebote, die eingeholt wurden, wiesen nach, dass sich das vorliegende Angebot innerhalb der durchschnittlichen Marktpreise bewegt.
Das Angebot wurde für eine 90-Jährige Dame, in Wien beheimatet, Pflegestufe 4 erstellt.
Bei Stufe 4 beträgt derzeit das monatliche Pflegegeld € 754,–. Eine pflegebedürftige Person – und zwar ab Pflegestufe drei und wenn die monatliche Pension € 2.500,– nicht übersteigt – hat bei Inanspruchnahme der 24-Stunden-Betreuung einen Anspruch auf eine monatliche Förderung von € 320,– pro Pflegekraft. Da in einem Monat zwei Pflegekräfte zum Einsatz kommen, erhöht sich der Förderungsbeitrag auf € 640,–.
Die Höhe des jeweiligen Betreuungshonorars für die Pflegekräfte ist von deren Sprachniveau und Pflegeniveau abhängig.
Beschreibung der beiden Betreuungsangebote:
A. Einsteiger Plus: „Diese Erfahrungsstufe – so der Prospekt – wird empfohlen, wenn Deutsch in einfachen Sätzen möglich sein soll.
VERSTEHEN: Möglich SPRECHEN: Wenige Wörter ERFAHRUNG IN DER PFLEGE: Wenig Erfahrung“
B. Standard Plus: „Beständig bessere Qualität der Betreuungskräfte. Da die Betreuungskräfte in diesen Stufen mit ihrem Einkommen besser ihr Auskommen finden, wird das Risiko von ständig neuen Betreuungskräften deutlich minimiert.
VERSTEHEN: Gut Möglich SPRECHEN: Gut möglich ERFAHRUNG IN DER PFLEGE: Vorhanden“
Tab: Beispielrechnung für eine 24-Stunden-Betreuung in zwei Varianten | ||
A. Einsteiger Plus | B. Standard Plus | |
Betreuungskosten | € 2.170,– | € 2.570,– |
+ Fahrtkosten | € 200,– | € 200,– |
= Zwischensumme | € 2.370,– | € 2.770,– |
– Pflegegeld Stufe 4 | € 754,– | € 754,– |
– Förderung 24h-Betreuung | € 640,– | € 640,– |
= Effektive Gesamtkosten | € 976,– | € 1.376,– |
Dies sind nur die effektiven Gesamtkosten für die ausländischen Pflegekräfte. Zudem sind sie zu verköstigen und es muss ihnen ein Zimmer zur Verfügung gestellt werden.
Damit sind aber die Aufwände für Medikamente, Arztbesuche und andere medizinische Einrichtungen sowie für medizinische und hygienische Artikel etc. noch gar nicht berücksichtigt.
Es ist mit einer finanziellen Netto-Gesamtbelastung von € 2.000 und mehr monatlich zu rechnen, die von den Pflegebedürftigen selbst oder deren Angehörigen berappt werden müssen.
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